WARUM GIBT ES GESCHICHTEN?

September 02, 2014/POSTED BY Oliver Keller/

 

Die Gelehrten streiten sich um die exakte Anzahl, zusammengefasst gibt es grob sieben Grundformen der Geschichte, auf die sich jede Geschichte der Welt – egal von wann und wo – zurückführen lässt. Diese Schemata reichen aus, jene Gedanken und Emotionen zu reflektieren, die in allen Menschen gleichermaßen stattfinden. Wie interessant oder spannend eine Geschichte ist, hängt natürlich von einer kaum ergründbaren Zahl an weiteren Faktoren ab. Warum gibt es also Geschichten? Weil wir sie brauchen! Als Spiegel unserer selbst, Zuflucht, Lehre, als Inspiration und Freiheit in einer komplett durchdachten Welt.

Weil wir sie brauchen!

Mythen treten ebenfalls in verschiedenen Formen auf: je älter sie sind, desto eher sind sie eine komplett auserzählte Geschichte und verankern sich in uns nicht zuletzt wegen der ungelösten Fragen. Dass wir auch Mythen brauchen –ebenfalls aus oben genannten Gründen– zeigt sich immer wieder aufs Neue. Der Germanist und Erzählforscher Rolf Wilhelm Brednich hat ihnen eine ganze Reihe Bücher gewidmet: die „urban Legends“ sind Mythen der modernen Zeit.

Das Deep Web, welches hier als Aufhänger dient, soll in seiner wahrhaftigen Existenz keinesfalls angezweifelt werden. Es ist nur so, dass die gesamte Angelegenheit alles hat, was ein gutes Mysterium braucht: eine scheinbar riesige, aber schwer zugängliche Welt ohne Regeln, aber mit unbegrenzten Möglichkeiten. Eine Plattform, um geheimnisvolle Menschen zu treffen und mit ihnen Geschäfte zu machen, die sonst unmöglich wären. Das Deep Web als Geschichte zu betrachten zeigt uns, dass solche Geschichten aus oben genannten Gründen in regelmäßigen Abständen auftauchen, egal, ob viel oder wenig Wahrheit darin steckt. Neben allen Fakten sind sie also in erster Linie auch ein wunderschöner Spiegel unserer Zeit und dessen was uns aktuell beschäftigt.