GETRÜBTE AUSSICHTEN FÜR BANKEN?

April 17, 2015/POSTED BY Kai Gehrmann/

Morgens um 8:00 ist die Welt noch in Ordnung. Der Filialleiter öffnet die Türen, die Mitarbeiter stehen hinter den Tresen und in den Beratungszimmern parat: Die gewohnte, alte Bankenwelt ist (noch) in Ordnung.

Aber was passiert in der Mittagspause, zwischen 12:00 und 13:00? Und nach Filialschluss, um 17:00? Und erst recht am Samstag, wenn die Bank gar nicht geöffnet hat?

Bis vor kurzen ließ sich der klassische Kunde dann noch mit Zusatzangeboten, vor allem Online-Banking und Online Brokering, bei Stange halten. Ein paar Überweisungen mit dem Tablet, hier und da mal ein paar Aktien oder Fonds von Zuhause – das sind Tätigkeiten, bei denen die meisten Filialangestellten froh sind, dass diese inzwischen vom Bankkunden selber erledigt werden. Aber das wirklich Wichtige passierte weiterhin in der Bank, vor Ort. Denn, so das Selbstverständnis, adäquate Beratung für komplexere Finanzprodukte (und das sind die, die wirklich Umsatz generieren) kann nur ein Berater im persönlichen Gespräch anbieten. Nur er kennt die Details, die Verträge aus dem „FF“, das Kleingeschriebene, das zwischen guter Anlage und Abzocke differenziert.

Und wenn man die Bank um die Ecke und deren Mitarbeiter schon seit Jahren kennt – was liegt näher, als dort einer persönlichen Empfehlung zu folgen statt als einsamer Kämpfer die anonyme Weite des Internets nach passenden Produkten zu durchforsten? Risiko-Minimierung, Wohlfühlfaktor, Insider-Wissen, Vertrauen: Nicht erst seit der Lehmann-Krise wurde uns sehr deutlich vor Augen geführt, das dieses romantisch-verklärte Bild von Banken längst überholt ist, das heutige Finanzprodukte teils so komplex sind, das die Bankberater diese selbst nicht mehr verstehen.

Fintechs, also Startups mit dem Schwerpunkt Finanzen, sind auf dem Besten Wege, das verlorene Vertrauen in persönliche Beratung zu Ihren Gunsten zu nutzen:

Eine automatisierte Kontenaufteilung, die alle anfallenden Fixkosten kennt, kalkuliert und tagesaktuell den real verfügbaren Finanzrahmen anzeigt.

Man nehme: 1. Eine App, die Jederzeit und sofort verfügbar auf mobilen Endgeräten den direkten Kontakt zum Kunden herstellt. Und 2.: Die Bankenübergreifend Transaktionen und Konten verwalten kann. 3.: Last but not least ein lernfähiger Algorhythmus, der auf Basis von Kontodaten und Nutzergewohnheiten Empfehlungen und Vorschläge für Finanzprodukte erstellen kann. Und zwar objektiv. Unabhängig. Jederzeit.

Tagesgeld, das automatisch transferiert wird, sobald ein besserer Zinssatz verfügbar ist. Eine automatisierte Kontenaufteilung, die alle anfallenden Fixkosten kennt, kalkuliert und tagesaktuell den real verfügbaren Finanzrahmen anzeigt. Portfolioanalysen, Anlageempfehlungen, Automatisiertes, vereinfachtes Termingeschäft. Das Potenzial ist gewaltig. Wir können also gespannt sein, was die nahe Zukunft an neuen digitalen Lösungen bereithält – und die traditionellen Bankensysteme aus Ihrem Dornröschenschlaf wecken wird (oder auch nicht).

Bleibt nur abzuwarten, ob Endkunden bereit sind, so sensible persönliche Bank- und Geschäftsdaten einer App, einem Portal, einer Cloud anzuvertrauen. Das es keine Grenzen für das massenhafte Ausspähen von Daten gibt wissen wir schon seit geraumer Zeit. Bisher waren die direkten Konsequenzen sehr abstrakt und für uns kaum greifbar. Das könnte sich allerdings bei einem gehackten und leergeräumten Konto inklusive Identitätsklau gewaltig ändern.

 

Bildnachweis: Yunioshi / photocase.de