DIGITALE PREISSCHILDER – UNSCHEINBARE TECHNOLOGIE – GROSSE WIRKUNG?
Dass sich die digitale Transformation auf Märkte, ihre Machtstrukturen und ganze Geschäftsmodelle auswirkt, ist mittlerweile hinreichend bekannt.
Eine weitere Neuerung, der ein Konfliktpotential zugeschrieben wird, wurde jüngst von dem Multimediariesen Mediamarkt und der Einzelhandelskette Rewe eingeführt: Bei der sogenannten „Preisschild-Revolution“ wird die klassische gedruckte Beschilderung der Regale durch Preisschildcomputer ersetzt. Diese werden von einem zentralen System aus gesteuert und können so je nach Bedarf mehrmals täglich angepasst werden.
Einzelhändler versprechen sich durch die Technologie weniger Arbeit und mehr Flexibilität. Beim Personal wird Zeit für die Etikettierung eingespart, diese soll am Ende dem Kundenservice zugute kommen. Für Elektronikhändler liegt ein weiterer Vorteil auf der Hand: Sie können schneller auf die dynamische Preisgestaltung der Onlinekonkurrenz reagieren.
Es ist ein System denkbar, das der Lebensmittelverschwendung vorbeugen kann, indem Obst und Gemüse vor Ladenschluss günstiger wird, damit Kunden zugreifen bevor etwas entsorgt werden muss.
Die Preisschildrevolution könnte auch Einfluss auf das eine oder andere gesellschaftliche Thema nehmen: Es ist ein System denkbar, das der Lebensmittelverschwendung vorbeugen kann, indem Obst und Gemüse vor Ladenschluss günstiger wird, damit Kunden zugreifen bevor etwas entsorgt werden muss.
Auch könnte die Diskussion um die Ladenöffnungszeiten wiederaufgenommen werden. Die bisher kritikwürdigen Zuschläge für Arbeitskräfte, die außerhalb der regulären Zeiten beschäftigt sind, könnten durch einen flächendeckenden Sonntags- oder Spätaufschlag finanziert werden. Da der Einkauf zu ungewöhnlichen Zeiten einen Mehrwert darstellt, können digitale Preisschilder den Preisunterschied auf nachvollziehbare Weise kommunizieren, ohne die Kunden zu verärgern.
Bei Verbraucherschützern macht sich dagegen die Sorge breit, die Technologie könne zu permanenten „Flatterpreisen“ wie an der Tankstelle führen. Dieses Szenario erscheint angesichts des Stellenwerts der Kundenbindung im Einzelhandel jedoch unwahrscheinlich. Kundenbindung resultiert aus Kundenzufriedenheit und diese wäre bei sinkender Preiskonstanz schnell verspielt.
Häufiger Kritikpunkt ist auch die mangelhafte Lesbarkeit einiger Modelle, was sich allerdings weniger auf Kalkül denn auf mangelnde Erfahrungswerte bei der richtigen Gestaltung zurückführen lässt.
Wir sind gespannt, in welche Richtung es geht!
Bildnachweis: codswollop / photocase.de